Liebe Schüler*innen, Lehrer*innen und Eltern der KAS,
Es gibt Themen, die lassen sich einfach nicht verdrängen. Der Klimawandel und unser Umgang damit ist so ein Thema, das nicht von alleine verschwinden wird.
Angesichts der aktuellen Diskussion um die „Fridays for Future“ Demonstrationen sollte die Diskussion nicht mit dem jüngsten Rundschreiben der Schulministerin an alle Schulleiter*innen in Nordrhein-Westfalen enden.
Der Klimawandel ist nicht aufzuhalten und es geht in den nächsten Jahren und für die Generation unserer Kinder und Enkel in diesem Zusammenhang um die Frage, wie wir mit den Folgen der Erderwärmung leben können. Ich selbst bin 1966 geboren und werden aller Voraussicht die ersten ernsthaften Folgen des Klimawandels erleben (und überleben).
Ich könnte es mir einfach machen und sagen, dass niemand mehr eine Schule braucht, wenn wir die Erderwärmung nicht auf ein vertretbares und lebenswertes Maß begrenzen. Stattdessen sage ich: Wenn eine Generation in der Verantwortung ist, den Klimawandel beherrschbar zu machen, sind es diejenigen jungen Menschen, die heute in die Schule gehen. Sie müssen also mit den Instrumenten, den Verhaltensweisen und dem Wissen, was unter anderen wir als Eltern und die Lehrer*innen ihnen mitgeben, die Welt gestalten.
Die Botschaft von Ministerin Yvonne Gebauer ist eine andere: Kümmert euch als Schüler*innen um eure Angelegenheiten und nicht um Dinge, die ihr eh nicht versteht und versucht euch gar nicht erst gegen euer Schicksal als „unmündige Kinder, die in die Schule gehen“ anzugehen. Setzen, Klappe halten, lernen und wir in der Politik entscheiden schon das richtige für euch.
Als ich in der 12 Klasse war, habe ich an Sitzblockaden in Mutlangen oder auch den großen Friedensdemonstrationen in Bonn teilgenommen. Damals war es der Aufstand gegen die nukleare Wiederaufrüstung, die Bedrohung durch einen atomar geführten Krieg. Auch damals haben Politiker den Schüler*innen ihre eigene Meinung abgesprochen.
Heute ist es der wichtige, richtige und in jeder Beziehung zu unterstützende Aufstand gegen den Klimawandel.
Besonders erschreckend empfinde ich folgenden Absatz aus dem Schreiben des Ministeriums, den ich als so (Menschen) verachtend empfinde, dass ich es kaum ausdrücken kann.
„Klarstellend weise ich darauf hin, dass als alleinige und abschließende
schulische Reaktion auf ein unentschuldigtes Fehlen die Dokumentation
auf dem Zeugnis allenfalls bei geringfügigen, nicht aber bei
wiederholten und absichtsvollen Schulpflichtverletzungen in Betracht
kommen kann.“
Wer demonstriert, um den Klimawandel zu stoppen, muss dafür nachhaltig von seinen Lehrer*innen bestraft werden und soll die volle disziplinarische Bandbreite erfahren, die für fortgesetztes vorsätzliches Fernbleiben der Schule vorgesehen ist. Im Zweifelsfall also auch Schulverweis und damit Ausschluss vom Abitur, als Konsequenz also ein Berufs- und Studierverbot für Schüler*innen, die sich mit ihrem Engagement im Übrigen ja auch für Frau Gebauer und Matthias Richter einsetzen, damit sie und ihre Kinder eine lebenswerte Erde behalten.
Ich schäme mich.
Mit freundlichen Grüßen
Hartmut Müller-Gerbes